Seit einem Jahr haben die Gemeinderäte im Kanton Aargau die strategische Führung der Volksschulen inne. Alle sich wiederholenden Prozesse wurden nun das erste Mal durchlaufen. Im ersten Jahr gilt es oftmals, Bewährtes beizubehalten, sich in Zurückhaltung zu üben und mit einem offenen Blick zu schauen, wo was verändert werden könnte oder angepasst werden muss. Was jedoch sollte unbedingt im ersten Jahr geschehen sein?
Mit der Abschaffung der Schulpflege hat der Kanton Aargau die strategische Führung und Verantwortung für die Volksschule in eine Hand, nämlich jene des Gemeinderates, gelegt.
Vielen Gemeinderäten ist es im Verlauf dieses Jahres vielleicht bewusst geworden, dass es im schulischen Kontext oft nicht um die grossen Visionen geht und auch nicht um Elternbriefe und Inhalte von Schulanlässen, sondern vielmehr darum, sich für finanzielle Ressourcen stark zu machen.
Mit der Ausarbeitung der Legislaturziele für die im Januar 2022 gestartete Amtsperiode hatten die Gemeinderäte jedoch nebst dem Sprechen von finanziellen Mitteln die Möglichkeit, das Profil ihrer Gemeindeschule zu schärfen. Optimalerweise passierte dies in Zusammenarbeit mit der operativen Schulführung.
Mit der Kommunikation der Legislaturziele nach aussen bietet sich für die Gemeinderäte die Chance aufzuzeigen, welchen Stellenwert die neue Aufgabe für den Gemeinderat hat. Die strategischen Ziele sind ein wichtiges Element der Qualitätsentwicklung und -kontrolle, für welche der Gemeinderat die Verantwortung trägt. Die Formulierung der Ziele allein genügt da nicht. Ein Umsetzungsplan muss erarbeitet und die Art und Weise der Rechenschaftsablegung definiert werden.
Nebst der Strategie ist es zudem wichtig, eine gemeinsame Haltung zu leben. Denn wie schon Peter Drucker, der bekannte Managementexperte, sagte: «Culture eats strategy for breakfast.» Gemeinsam gelebte Werte, eine sach- und lösungsorientierte Konfliktbearbeitung, die Rollenklarheit und das professionelle Ausfüllen der Rolle sind Schlüsselhaltungen, die die Schule und das Lernen der Kinder weiterbringen. Diese Haltungen beginnen nicht erst in den schulischen Räumen. Nein, es ist wichtig, dass auch die oberste Führungsebene diese nach aussen trägt und lebt.
Es ist ruhig um die strategische Führung der Schulen. Man liest von der einen oder anderen Kündigung einer Schulleitung. Nach aussen dringt jedoch hauptsächlich die anhaltend kritische Personalsituation, welche vor allem die operative Führung belastet. Das weist darauf hin, dass das erste Jahr gut über die Runden gebracht werden konnte. Ist es die Ruhe vor dem Sturm oder machen die Gemeinderäte ihre Aufgabe einfach gut? Beides ist möglich. Die Zukunft wird zeigen, auf welche Seite die Waagschale sich neigen wird.
Judith Gähler – Gemeinde-Support AG